Dienstag, 4. November 2008

India!!!







Natuerlich – warum sollte auch grundsaetzlich falsch sein, was mir so ziemlich jeder mit auf den Weg gegeben hat?! Indien ist sofort ein „Kulturschock“. Ja, es ist laut. Ja, es stinkt. Ja, es ist chaotisch und ja, es ist ganz anders als alles Europaeische. Zumal, wenn man mit einem Pre-paid Taxi vom Flughafen ankommt, auf dem ein vermeintliches Hitlerzeichen auf der Scheibe abgebildet ist und der einigermassen ueberdimensioniert bezahlte Fahrer („no change“) alles andere als ein Laecheln auf die Lippen bringt.



Aber der Reihe nach: Meine Fluege waren sehr angenehm, es lebe Qatar Airways: sehr nette Stewards und koestliches Essen, außerdem haben sie meine Reiseausruestung nolens und weniger volens um eine leichte dunkelrote Decke ergänzt. Ich hatte das Vergnuegen, neben dem netten, selig schlummernden Matthias zum Sitzen zu kommen, der in Doha Rohre verlegen lässt. Er fühle sich sehr sicher und umsorgt hier. Und tatsaechlich hat sich das bisschen Doha, das ich gesehen habe, auch sehr reich und sicher gezeigt. Also mal ins Arabische? Nein, nein, nur ein Spaessle gmacht!



Gut, ich gebe es also zu: als ich in Delhi am Flughafen ankam, war ich schon etwas in Sorge- worauf hab ich mich da nur eingelassen und warum zum Geier, warum? Daher beschloss ich, mir schnell nette Gesellschaft zu suchen. Ein wenig schlafen auf der wirklich unfassbar warmen und weichen Thermarestmatte und dann auf zu einem westlich aussehenden Backpacker, der sich als zwar netter, aber nun überhaupt nicht englisch sprechender Russe herausstellte. Bis vierzehnten April will er sich durchfretten, ganz allein, soviel hab ich aus ihm rausbekommen. Mit ihm wärs eine rechte Mühe gewesen, also schaute ich mich lieber nach einem anderen Kompagnon um.



Im Ashram nach der Taxifahrt mit dem finsteren Prepaidmann angekommen, vorbei an gemütlichen Stadtkühen, Autorikschas und Kindern in Schuluniform mit lautem Gehupe wofür auch immer, wurde ich freundlich in mein großzuegiges, sauberes Einzelzimmer mit leckerer und gesunder Vollpension für 10 Euro pro Nacht gewiesen. Puh. Hier sieht es nach Ruhe und Behaglichkeit aus, was der Rest vorher nun wirklich nicht versprach. Und bei meinem kleinen Streifzug durchs Haus lernte ich ein amerikanisch- indisches munter plauderndes aelteres Paar kennen und vor allem meine nette Quakergruppe. (Natürlich wusste ich nicht, was die genau auszeichnet, es scheint aber der Glaube zu sein, dass sich Gott nicht unbedingt durch kirchliche Institutionen, sondern eher dem Einzelnen offenbart- da haben wir doch schon Schlechteres vernommen!) Die Truppe sind neun Amerikaner aus Philadelphia, die mich sofort einluden, eine Führung durch Ashram und zugehörige Schule mitzumachen. Kaum angekommen sah ich dadurch Kinder von drei bis zehn, die uns fröhlich anlächelten und uns vorsangen und -tanzten. Schule macht hier einen vergnueglichen Eindruck.



Am Nachmittag war ich mit meiner neu erworbenen Reisegesellschaft unvorhersehbar lange Zeiten in einem abenteuerlichen Bus unterwegs, unter anderem, um mich wallend indisch und pink und knallblau einzukleiden. Je weniger auffallen, desto besser, man schätzt und respektiert den Touristen, der sich anzupassen weiss. Zudem spiele ich freilich gerne auf Reisen eine etwas andere und meine amerikanischen Begleitdamen wallen ganz ähnlich, waehrend die Herren meine Standardtrekkinghosen ausführen. Geführt wurden wir vom Inder Henri, wie auch immer man ihn schreibt, der ebenfalls Quaker allerdings indischer ist und sich außerdem organisierend um eine Friedensorganisation kümmert. Wir kamen ins Gespraech- ich werde ihm mit seinem Computer helfen, sobald die Quaker weg sind und er wird mir eine weitere Reiseroute empfehlen. Da Freiwilligenarbeit sowieso auf meinem Programm steht, kann ich auch bald damit bei ihm anfangen. Die netten Quaker haben mich adoptiert und mir meinen Wunsch sofort erfuellt, Leute kennenzulernen, bei denen ich mich gut aufgehoben fuehle. Morgen sehen wir Taenze und hoeren einen Vortrag der Gandhigesellschaft. Dass man sich hier mit Gandhi beschäftigen muss, legen die hübsch mit ihm behaupteten Geldscheine und die spottbilligen Biographien nahe.



Noch schwanke ich in meinem mit Mueckentod eingesprühten Zimmer mit dem wehenden Ventilator zwischen der Freude, wie schoen anders, bunt und lebendig es hier ist und dem leichten Erschrecken vor meiner eigenen Courage. Was ich die naechsten sechs Wochen mache? Weiter nette Gesellschaft finden, Glueck haben und der Intuition nachlaufen!

1 Kommentar:

mone hat gesagt…

Hallo Potzi,
ich habe bereits die letzten Tage gespannt auf deinen ersten Blogeintrag gewartet. Und nu is er da! Sehr spannende Indien-Infos. Wunderbar exotisch. Schreib schön fleißig weiter. Ich denk an Dich und wünsch Dir, dass auch weiterhin alles klappt und Du Dich wohl fühlst. Fühl Dich gedrückt. Simone