Samstag, 22. November 2008

Passend machen

Marie und ich haben den Sonnenaufgang auf dem nahe gelegenen Berg einfach verschlafen. Statt wie geplant hübsch um halb sechs dorthin aufzubrechen, schlummerten wir bis um halb neun, unterbrochen von nächtlichem Radau – der November soll hier nämlich der grosse Hochzeitsmonat sein und das wiederum bedeutet viel Krach. So auch in einem nahe gelegenen Tempel, wo es eine von mir so genannte Ohrenbetäubklappermaschine gibt, die von einem kleinen Jungen mit einem breiten Grinsen bedient wird.

Sehr gefreut habe ich mich heute ueber einen Polizisten, der Halt machte, einige Bananen aus seinem Auto holte und sie den eleganten grauen Affen reichte. Jedem eine, wobei er sich reckte und sehr anmutig verteilte. Ich war begeistert, zumal er auch noch ein hübscher, gut aussehender Polizist ist. Ich sprach ihn natürlich an, er liess mich auch eine Banane füttern und er fragte prompt, was ich heute noch vorhätte. Hm, ob ich doch nicht mit Marie ins Hotel hätte laufen, sondern mit ihm ein wenig weiter plaudern sollen?

Den Tag haben Marie und ich geteilt in anstrengendes Umherirren am Vormittag auf der Suche nach der Post und der Touristeninformation und einem herrlichen Nachmittag mit einem Wuestenspaziergang und einer Huegelbesteigung. Da alles so bunt und laut ist und wir auf unserer Suche gezählte siebenundzwanzig Mal angesprochen wurden, waren wir nur mit der Post erfolgreich. Der Rest war Ignorieren, zu Boden schauen und einfach weitergehen.

Der Nachmittag war ein Spaziergang in die Wüste. Wüste heisst hier zwar schon Sand, aber mit flachen Bäumen durchsetzt und vielen Ziegenhirten und ihren kleinen Herden. Hier trifft man auch wieder auf Leute, die einen einfach nur zurückhaltend grüssen und einen dann nicht weiter behelligen und verfolgen. Beim Aufstieg zum Tempel auf einem Hügel traf ich auf ein deutsches Paar, das vollständig normal wirkte. Sie erzählte mir, sie seien schon nahe dran gewesen, wieder abzureisen, hätten sich dann aber über einen Gletschertrip und weniger touristische Orte doch eine sehr schöne Zeit gemacht. Seit ich hier bin, verstehe ich erst, warum man keine Touristen mehr sehen mag: Wenn sich die hiesige Bevölkerung ganz deren vermeintlichen und tatsächlichen Bedürfnissen anpasst, bereist man nicht mehr ein Land, sondern einen Jahrmarkt. Und da ich schon das Oktoberfest meide, geht es mir hier natürlich genauso. Lieber gemütlich abends im Zimmer lesen, als cool hinter einem Bhang Lassi, also einem Marihuanalassi hängen, das man uns gestern schon beiläufig angeboten hat.

Ich versuche, morgen ein Kamel für einen kleinen Ausflug zu besteigen und fuer heute abend werde ich mich ins Yoga begeben. Derweil umarme ich meine emsigen Leser vom unten sichtbaren kleinen Gipfel der Welt und bedanke mich fuer Eure lieben Mails! Mit Euch macht Reisen wirklich so richtig Spass!








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