Dienstag, 30. Dezember 2008

Queen Charlotte wartet





30-12-08

Manchmal wird den Menschen das Gutmenschtum auch aufgezwungen. Eike, unser neuer Bekannter aus dem Raglan Backpackers, hat einen grossen Kombi gekauft und Alan, unser kleiner alter Mann, hat ihn einfach gefragt, ob er uns zum Bus bringen kann. Er konnte, wenn er auch das Auto nicht mehr ausladen wollte, so dass wir ein bisschen im indischen Stil zwischen und unter Rucksäcken und Surfboard nach Hamilton einfuhren. Acht Stunden Busfahrt über die Nordinsel standen uns bevor, um nach Wellington, Neuseelands Hauptstadt zu kommen.

Wir freuten uns auf die Stadt, in der es dann aber letztlich doch wieder nicht so viel zu sehen gab. Es hat schon seinen Grund, warum die Neuseeländer die schönsten Fishing and Hunting Läden haben und sich offenbar ständig draussen aufhalten. Die Städte sehen einfach doch recht ähnlich und ein bisschen nach Wellville Pappkulissen. Da ist natürlich nix von wegen Gotik und Barock, Kopfsteinpflaster und verwinkelten Gassen. Farbig, hell, glatte, frisch geteerte Strassen und diese pragmatisch parallel und in 90 Grad Winkeln zueinander angelegt.

Sehr funktional ist auch die Frage danach, ob man sich hier ein Auto kauft. Kein deutscher Autowahn, die Dinger sind auch einigermassen erschwinglich und ich überlege mir, ob ich das erste Auto meines Lebens kaufen und später wieder verkaufen werde. Hat alles seine Vor- und Nachteile. Man muss dann auch drin rumfahren, kommt aber besser rum, kann drin schlafen und seine Ausrüstung drin parken und die Kosten werden normalerweise nicht höher.

Auf der Überfahrt mit der Fähre auf die Südinsel boten sich mir nicht nur Postkartenmotive und herrlich erfrischender Wind, sondern auch ein Schwabe, der sich über die Maori mit soviel Ernsthaftigkeit und Schwung ausliess, dass ich nur noch lachen konnte. Sein Kumpel Lars hat eine Maorifreundin, die mittlerweile in Deutschland lebt. Nun wurde sie zusammen mit den beiden Männern zu Weihnachten nach Hause eingeladen. Unser Freund hier hatte erwartet, dass er in den reinen Luxus kommt und ihn Tradition pur erwartet. Nun landete er bei einer Truppe streitender Verwandter (Drama Galama nannte er es), die nichts anderes im Sinn hatten als sich kollektiv zu besaufen und zu streiten. Für ihn und die anderen beiden hatten sie einen alten, dreckigen Schrottkarren bereit gestellt, mit dem sie die Gegend erkunden sollten. Er hat sich so köstlich aufgeregt, dass ich nur noch lachen musste auf dem windigen Deck. Da hat er seine wohlgeordneten Erwartungen nach Neuseeland getragen und ist mächtig enttäuscht worden. Und anstatt die herrliche Landschaft, das Leben und den Urlaub zu geniessen hat er sich in Herzinfarktnähe aufgeregt anstatt sich zu freuen, dass er ein Auto umsonst gekriegt hat. Wir hätten es sofort genommen. Und das auch schon vor unseren heilsamen Erfahrungen in Indien.

Auch Alan hat sich der Ansicht angeschlossen. Er ist mit uns nach Picton auf der Südinsel übergesetzt und hat sich dort spontan eine Vespa gekauft, mit der er nun das Land unsicher macht. Er meint, er würde in Hostels übernachten, selbst wenn er jetzt eine Million gewänne. Was will er einsam im Luxushotel sitzen, wo er doch so viel familiäre Umgebung in den Hostels erlebt und dieses Jahr vielleicht das beste Weihnachten jemals erlebt hat, wie er heute meinte. Hier wird uns kostenlos Brot gebacken, man kann Kayaks und Fahrräder einfach nutzen und es ist immer wer da, mit dem man sich nett unterhalten kann. In Raglan gab es kostenlose DVDs, viele Bücher, Angeln und Transport zum Strand. Nicht zu vergessen das nett organisierte Weihnachten mit Geschenkeaustausch und riesigem Buffet.

In Wellington gingen wir drei noch ins Te Papa Museum, das Museum über Neuseeland. Ich freute mich über das verspielte moderne Museumskonzept. Eintritt frei. Hier wird viel mit Vergleichen gearbeitet und Dinge werden anschaulich und zum Anfassen dargestellt. Sie haben sogar ihren eigenen kleinen Busch angepflanzt, mit Wasserfall und den ältesten Felsen des Landes. Ein Riesentintenfisch, der bestimmt zwei Meter lang ist und Kiwis, unzählige andere Vögel und ein überfahrenes Possum, das als Skelett auf einer Strasse versteinert ist, waren zu bewundern. Man sah Filme über Klima und Naturkatastrophen und konnte Gesteinsproben aus verschiedenen Erdschichten heben und ihr Gewicht vergleichen und in einem Häuschen ein Erdbeben nacherleben. Ich hatte mein wahres Vergnügen und merkte mir Dinge leichter als ich es im alten Museumsstil mit Tafeln und braven Exponaten täte.

Claudia möchte in kurzer Zeit die Insel umrunden, ich bin mehr für das langsamere Reisen, zumal Fahren teuer ist und ich die Zeit habe. Für die nächsten drei Tage haben wir uns auf einen der Great Walks, den Queen Charlotte Trek einigen können. Wir werden von der netten Hostebesitzerin Stef um halb acht zum Hafen gefahren und werden dann mit einem Wassertaxi erst zu einer Vögelinsel ohne Fressfeinde gefahren, wo wir hoffentlich von herrlichem Gezwitscher umringt werden. Dann geht es weiter zu Ship Cove, wo wir die Wanderung starten. Unsere Campingausrüstung wird uns zu den beiden Campingplätzen geschippert. Wir werden Silvester recht ruhig am Wasser im Zelt verbringen. Und Ihr dürft Euch auf nette Landschaftsbilder freuen.

Euch allen einen wunderbaren Rutsch und ein herrliches 2009! Sollte bei dem ein oder anderen der Neuseeland auf dem Plan stehen, kann ich ihn oder sie nur bestärken. Grosses Tennis!

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