Sonntag, 7. Dezember 2008

Zwischensummen bilden




Mit lockeren fuenf Stunden Verspaetung kam ich heute aus Varanasi im mittlerweile vertrauten Delhi an. Erst war da gar kein Zug, dann war ich im Falschen, weil sich das Gleis geaendert hatte wie eigentlich immer und dann war ich am falschen Ende. Irgendwie klappt aber dann doch immer alles und auch die tollkuehnen Motorradfahrten mit dem lieben Anurag konnte ich irgendwann sogar geniessen. Die Verspaetung des Zugs hat nur meinen direkten Liege-Nachbarn gestoert, der manchmal als Geschaeftsreisender ein bisschen drueber gegrummelt hat. Ich hab ihm von den Deutschen erzaehlt, die immer ueber die hervorragend funktionierende Bahn schimpfen und er meinte, ich sollte die paar Hanseln nur mal nach Indien schicken, da koennten sie viel lernen. Und oh, wie recht er hat! Ich hatte eine herrliche Zeit mit ihm. Manchmal passiert das, eigentlich gar nicht so selten und nun eben in Indien: Ich hab ihn gesehen und wir haben uns sofort bestens verstanden, wenn ich auch immer noch Probleme mit der Aussprache der Inder habe. Er ist seit einer Woche auf Geschaeftsreise unterwegs und ein sehr verschmitzter Typ. Mit ihm fuehlte ich mich gleich recht vertraut und lustig und ich dachte mir, dass es dann doch wieder gar keine so grossen Unterschiede zwischen Deutschland und Indien und damit wohl dem Rest der Welt fuer mich gibt: mit manchen Leuten versteht man sich blendend ohne grosse Worte verlieren zu muessen. Eine Binsenweisheit, so direkt erlebt aber eine Offenbarung. Ich hoffe und glaube, die ganze Reise wird mich den Menschen naeher bringen. Und dann muss ich sie immer wieder verlassen und bin freilich furchtbar traurig darueber. Life in a nutshell!

Auch Rachanas Mutter hat mich noch sehr geruehrt, als sie sagte, es sei schoen, wenn Leute kaemen und immer furchtbar traurig, wenn sie gingen und ich ginge als Familienmitglied. Diese Frau hat mich sehr beeindruckt mit ihrer Guete und Klarheit nicht nur den Schuelern gegenueber. Ueberhaupt hab ich den Eindruck in so viel menschliche Groesse wie die Familie zeigt, muss ich noch ordentlich reinwachsen. Die Kinder kamen noch, um sich Autogramme abzuholen und sagten wie toll doch meine sogenannten Unterrichtsstunden waren, in denen ich zum Vergleich indischen Verkehr (Autorikshas, Fahrraeder, Autos, Fussgaenger in allen Richtungen und dazwischen eine Kuh, ein paar Hunde eine Ziege, wobei eine auch noch auf dem Motorrad mit vier Menschen mitfahren darf) und deutschen Verkehr mit Richtung und Tempo an die Tafel malte und mich fragen liess, ob ich denn nie einen Sari trage und ob mich meine Eltern nicht bald verheiraten. Ins Schwitzen kam ich als ich as politische System Deutschlands mit dem Indiens vergleichen sollte und gefragt wurde, welche Art von Industrie welchen Anteil hat und wer mein deutscher Lieblingsfussballer ist. Meine Unwissenheit hat meinem Status als Filmstar jedenfalls wohl keinen Abbruch getan und ich hatte meinen Spass, auch als ich mit den Maedchen der Schule einen Tanz zum grossen Basketballmatch heute einstudierte, was meinerseits ein hoffnungsloses Gewedel und Gehuepfe war. Trotzdem freue ich mich auch sehr darauf wieder in der gewohnten Unbeachtetheit als eine von vielen Weissen in Neuseeland zu versinken. Morgen gehts dorthin los und ich freue mich schon ueberschwaenglich darauf.

Indien werde ich vermissen. Die Farben, viele liebe Menschen, vermutlich sogar meinen Starstatus und einiges vom Essen hier. Ich nehme meine Yogauebungen mit, ein klitzekleines Bisschen Selbsterkenntnis und viele Bilder. Mich hab ich wie immer dabei gehabt, mein Selbermachenwollen, meinen nahezu unerschuetterlichen Humor und die Moeglichkeit mit vielen tollen Leuten in Kontakt zu kommen. Ich wuerde sagen : aus meiner Sicht ist die Indienmission bestimmt erfuellt.

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