Donnerstag, 4. Dezember 2008

Verbrennen duerfen in drei Stunden






Varanasi- der Ort, an den viele Hindus zum Sterben kommen, um verbrannt zu werden. Sortiert nach Kasten, die Brahmin ganz oben, die niederen Kasten ganz unten, direkt am Ganges. 24 Stunden am Tag werden tote Körper auf Tragen zum Ganges gebracht, eingetaucht, in der Sonne getrocknet und dann mit 200 kg Holz für drei Stunden verbrannt. Ein Kilo kostet je nach Holzqualitaet ab 150 Rupees, hat man mir gesagt, das sind 2,40 Euro, also ein Haufen Geld hier. Alle legen zusammen, um die Bestattung finanzieren zu können, für die ganz Armen wird gesammelt, auch ich habe heute ein paar Scheitel beigetragen. Mit dem Boot fuhr ich mit meinem staendigen Begleiter Jackma auf dem Ganges auf und ab und wir stiegen an einer der beiden Verbrennungsstellen aus und schauten den Bestattungen zu, es waren einige Feuer am Brennen. Ich fand das sehr interessant und hatte keine Probleme damit, zuzuschauen, aber die Bilder werden mir sicher ein Leben lang bleiben. Auch der Umgang mit dem Tod wie mit allem anderen ist hier sehr offen. Direkt daneben springen Buben wonnig in den Ganges, schrubben massive Ochsen ab, die dort genussvoll planschen und auch tote Tiere schwimmen manchmal im Wasser. Dazwischen laufen die Kühe und es liegen und sitzen viele Menschen am Ufer, wo Kinder mit Drachen ihre wahre Freude haben oder eine schiefe Ebene hinunterrutschen. Andere beten oder meditieren, waschen ihre Wäsche, kochen oder fischen. Das ganze Leben auf engem Raum.

Ich habe mich als typische Andrea oder vielleicht sogar als typische Westlerin erlebt: ich wollte das Boot heute selbst rudern und selbst Riksha fahren. Beides ist wirklich harte Arbeit, schwerer als erwartet. Vor allem die Riksha lässt sich kaum lenken und die Fahrer sind eigentlich alle sehr drahtig. Jackma begleitete mich den ganzen Tag und ich merkte, ich bin es wirklich gewohnt, mich um mich selbst zu kümmern und zu organisieren. Er ist wirklich sehr nett, versteht allerdings mein Englisch fast nicht und kümmert sich wirklich um alles. Wo ich doch so gerne auf mich selbst aufpasse.

Am Ende konnte ich ihm über einen Anruf bei Anurag deutlich machen, dass ich für mein Kässpatzenprojekt noch Käse aus einem größeren Laden bzw. Supermarkt brauche. Die Spaten waren nicht ganz so locker wie bei Oma, aber doch erstaunlich gut für meine indischen Gegebenheiten und ich war ganz zufrieden. Ich glaube, meine Familie mochte sie auch. Mein Kochen wurde von sechs Buben begleitet, die hier in die Schule gehen und unbedingt irgendwas mit Wirtschaft und Geld machen wollen und vor allem mal mit einer Westlerin sprechen wollten, der ersten westlichen Person mit der sie je geredet haben. Ich kann mir hier wirklich mittlerweile ein bisschen besser vorstellen, wie sich ein Filmstar fühlen muss: immer Gekicher, Getuschel, grosse Neugier, manche kommen und wollen mir die Hand geben oder wissen, wie ich heisse und wo ich her bin. Ein wahres Faszinosum.

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