Samstag, 11. Juli 2009

Laufen, bewerben und essen

Puh, wir jagen immer noch nach Arbeit. Naja, Leo schläft eher, ist heute matt, nachdem ich gestern nicht ganz auf dem Damm war. Warum wissen wir auch nicht. Gestern hatte Art Gäste, die Leo bekocht hat. Wir verkommen hier fast ein wenig zu Wwoofern. Leo kocht, ich stehe eher im Weg rum, unterhalte die Gäste oder in Arts Fall den Hund und wir werden mit feinem Essen und einem Bett versorgt. Noch glücklicher wären wir freilich über einen Job. Ich habe mich als Schülerlotse, im Packhaus, als Fundraiser, im Schwimmbad als Kasseuse, als Buchverkäufer, als Callcentertante und als persönliche Assistentin beworben, meinen Lebenslauf an Zeitarbeitsfirmen geschickt und doch letztlich mit Leo übereingestimmt, dass wir uns einen grösseren Gefallen tun, wenn wir aufs Land gehen oder gleich nach Queensland, wo die Saisonarbeit dicht gesät ist. Jedenfalls habe ich in meinem ganzen Leben zuvor weniger Bewerbungen geschrieben als heute an einem einzigen Tag.

Wir haben es aber noch immer nicht ins Zentrum geschafft und ich bestehe auf Stadtbesichtigung, bevor wir uns woanders hin aufmachen. Muss doch die Oper und ein bisschen Kunst sehen und ein paar wirklich grosse Buchläden!

Art, unser Gastgeber, arbeitet als Softwareingenieur für Toshiba. Er ist absolut passionierter Hobbykoch und hat sogar darüber nachgedacht, seinen Job für einen in der Küche hinzuschmeissen. Finanziell sicher nicht weise, aber wo es um Passion geht, hat er mein volles Verständnis. Er wohnt neben einem grossen Nationalpark, 30 min ausserhalb der Stadt mit seiner Schäferhündin Rani. Ein sehr braver, sehr freundlicher Hund, den ich spazierenführe, wenn ich Gespräche übers Essen gar nicht mehr so ganz aufreibend finde... Er ist gepflegt und hat hier allen Luxus und bezeichnet sich selbst als eher konservativ. Dass er Couchsurfer aufnimmt, hat ihn selbst gewundert. Er ist über einen Freund mit einigen in Kontakt gekommen, die er mit seinem Jeep zum Campen gefahren hat. Das war dann so gut, dass er mittlerweile passioniert Couchsurfer aufnimmt und nur von guten Erfahrungen berichten kann. Er kümmert sich um uns, schickt uns gen Stadt, wandern und zeigt uns Links für die Jobsuche und ist sehr begierig von Leo neue Küchentipps zu lernen. Unsere gestern verfertigten Dampfnudeln waren zwar nciht ganz ideal, haben ihn und die anderen aber doch schier vom Hocker gehauen. Er hatte einen früheren Couchsurfer und dessen Gastgeber und seine japanische Freundin eingeladen. Am Dienstag hat er einen neuen Couchsurfer und wir dürfen dann zu besagtem Gast umziehen, der sich dezent bei Leo erkundigte, wo man denn das nächste Mal von seinen Herrlichkeiten kosten dürfe. Ich bin erstaunt, dass sowohl Danielle, unsere letzte Gastgeberin, als auch Art solche Unmengen für Essen ausgeben. Ja, bin ich hier denn in Frankreich? Jedenfalls sind die Australier nicht dünn und wenn Art sagt, dass ihm das Cholesterin fast zu den Ohren rausläuft, wundert mich das kein bisschen... Ganz erstaunlich ist, dass die Menschen in den grossen, reichen Häusern hier oft ein bisschen bis massiv übergewichtig sind. Wenn ich an ihnen vorbeijogge, höre ich Kommentare wie "hard work!" und auf die Nachfrage, wo ich denn abbiegen soll, kommt der Kommentar mit gerunzelten Stirnen: "that is very, very far away" und letztlich stellt sich die Distanz als in fünf lockeren Gehminuten erreichbar heraus. Die Menschen haben fast alle Hunde. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die genügend Auslauf haben...

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