Mittwoch, 27. Mai 2009

Von grossen Maerschen









Ich bin zurueck. Ich sitze in der Buecherei von Te Anau nach sieben Tagen im sogenannten Busch. Und ich frage mich, wie ich jemals wieder die kleinen Kulturwaeldchen Deutschlands geniessen soll. Na, ich uebertreibe ein bisschen. Aber ich kann doch ehrlich sagen, dass ich ganz verrueckt nach diesem Busch bin. Da sind die Farne, die riesigen bemoosten alten Baeume und die Voegel, vor allem der neugierige Fantail, der sich direkt vor mich auf den Weg setzte. Die Baeche und Fluesse, durchsichtig und gruen und das Wasser einfach trinkbar und koestlich. Die schneebegipfelten Berge, die unfassbare Ruhe und der Frieden, der jeden Gedanken an eine grosse Stadt richtig schraeg erscheinen lassen. Wie, so habe ich mich gefragt, will ich hier jemals wieder zurueckkehren? Es gibt so vieles, das ich an Deutschland mag, aber wenn es um die Natur geht, so fuehle ich mich hier daheim wie nirgends zuvor. Die Sehnsucht wird bleiben. Und eine Sehnsucht nach dem wohl ziemlich trockenen Australien kommt nicht so richtig auf.

Leo und ich sind aufgebrochen nach einigem Packen und Organisieren und marschierten munter nach einer eineinhalbstuendigen Autofahrt um vier los. In ca. zwei Stunden sollten wir an der ersten Ersten Huette sein. Aeltere Wanderer kamen uns entgegen und meinten, es dauerte sicher zweieinhalb Stunden. Leo war irritiert. Wir kamen an, er war erschoepft, wohl immer noch ein klein wenig mitgenommen von seiner Magengeschichte quengelte er, ich koenne ihm doch wohl auch mal helfen. Ich meinte, er solle sich ausruhen, ich uebernaehme das Abendessen. Er machte sein eigenes Ding und ging schweigend ins Bett. Wir redeten letztlich doch noch ueber den kleinen Zwist und alles schien gut. Am naechsten Tag, als ich gerade alles in meinen Rucksack gestopft hatte, meinte er, ich muesse noch einige Teile des Essens einpacken. Ich meinte, das haette er mir doch aber auch frueher sagen koennen. Da reichte es ihm. Er meinte, er ginge nun nach Hause, das haette so alles keinen Sinn, er wolle seine Sachen, die wir in Te Anau ins Schliessfach gelegt hatten und fuehre per Anhalter weiter. Ich war entsetzt. Nach all der Zeit in Ettrick und Ko war ich endlich in Fjordland, das Wetter schoen, alles organisiert, ich bester Dinge gen wunderbares Naturerlebnis und nun sollte ich einfach wegfahren?! Leo war nicht umzustimmen. Er wolle nicht mehr, er sei so nicht gluecklich, das haette alles keinen Sinn. Wir trafen auf ein Paar auf dem Weg, die fragten, wie es ginge und ich meinte: Weniger gut. Sie ermunterten mich, es sei nicht mehr weit zum Parkplatz, was freilich gar kein Trost war. Kurz vor dem Auto, eine Haengebruecke trennte uns noch, machte Leo auf einem Felsen Halt. Ich sagte zu ihm, er solle bitte nicht gehen. Da beschloss er, mich wandern zu lassen und im Auto zu bleiben. (Welch schrecklich langweilige Aussichten - sieben Tage Auto!) Ich war einverstanden, wir packten um und ich lief den ganzen Weg zurueck zur Huette, wo ich das Paar (Jan und Brian) wieder traf. Bei Kerzenschein und den langen Abenden hatten wir genug Zeit, die ganze Situation durchzugehen und auch sie konnten Leo kaum verstehen. Warum war er so erbost? Warum zog er das Auto dieser herrlichen Natur vor, die er doch so liebt und von der er am Vortag noch gesagt hatte, er koennte sich nichts besseres vorstellen, als hier mit mir zu wandern? Am naechsten Tag lief ich gute drei Stunden an herrlichen Wasserfaellen udn ueber feine schauklige Bruecken zur naechsten Huette am Lake Alabaster weiter und verbrachte einen weiteren Abend mit Jan und Brian, die etwas spaeter eintrafen. Der naechste Tag gehoerte mir ganz allein und vermutlich auch die naechste Huette, die auf einer Insel steht und in der schon so mancher Wanderer vom Wasser eingesperrt war. Ich haette auch eine Huette weiter gehen koennen und dachte noch darueber nach. Erst fand ich die Huette nicht und kehrte kurz um, entschied mich dann aber doch, weiterzusuchen. Das schlimmste waere gewesen, ich haette draussen bivakieren muessen und selbst das waere mit meinem Bivaksack und dem guten Wetter kein ernstes Problem gewesen. Letztlich fand ich die Huette, machte ein Feuer, kochte ein herrliches Nudelmenu (wie koestlich doch Tuetennahrung mit ein paar Gewuerzen und Knoblauch aufgepeppt, auf einmal sein kann), sprang kurz in den eisigen See Lake McKerrow und setzte mich nach getaner Arbeit vor die Huette, um die Gegend zu loben. Ich freute mcih auf eine ruhige Nacht allein weit weg von allem und allen. Als es schon ernstlich daemmerte, kam ein Wanderer ums Eck. Ich bedauerte, dass ich nicht allein sein wuerde und sah genauer hin und vermutete erst und war dann sicher, dass es Leo ist. Er sah mich und meinte, ich haette das Milchpulver vergessen, das wollte er mir bringen. An einem Tag ist er fast zehn Stunden gelaufen, die Strecke, die ich in drei Tagen genuesslich zuruecklegte. Er meinte, es fuehlte sich nicht richtig fuer ihn an, im Auto zu sitzen und er dachte sich, If I want this girl I have to go and get her, no matter how far I have to walk! Und das hat ihn so motiviert, dass er mich schliesslich fand. Ich hoerte auf zu zweifeln und bewunderte seine Willensstaerke. Das ist viel besser als alle Blumen und Geschenke. Er meinte, es habe ihm richtig gut getan und das Gefuehl fuers Wandern und Jagen, die guten alten Zeiten, kaemen nun zu ihm zurueck. Ich bin maechtig beeindruckt. Wir wanderten gemuetlich in zwei Tagen wieder heraus und genossen die Zeit zusammen in dieser phantastischen Umgebung, wo man den Fluessen auf den Grund schauen kann.

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