Sonntag, 17. Mai 2009

Schnee hats hier auch....







Ich werde durchgeschüttelt. Auf meiner Fahrt nach Te Anau fiel mir ein, dass es eine gute Idee wäre, den Ölstand zu kontrollieren. Eine etwas impulsive Entscheidung und ich bremste zu abrupt an einem Rastplatz. Ich entschuldigte mich bei Madaz, aber das hat ihm nicht gereicht. Er entschied sich bei der Weiterfahrt, dass es eine gute Idee wäre, ein ordentliches Quietschen, Ratteln und Scheppern im linken Vorderrad zu produzieren. Leicht in Panik fuhr ich an den Strassenrand und rüttelte an den Reifen um nachzuprüfen, ob die bearing wieder auseinander gebrochen war und nahm gar die Radkappen ab. Nichts Ersichtliches. Dann erklomm ich einen Hügel zu einem Wohnhaus mit freundlichem kleinen Hund, aber ohne Menschen. In der Mitte von Nirgendwo wollte ich nicht den AA (das Äquivalent zum ADAC) rufen, sondern stellte mich an den Strassenrand in meiner roten Jacke mit einem halbherzig erhobenen Daumen und wartete. Nicht lange. Dann hielt ein netter Herr im schicken Arbeitseinteiler, ich schilderte ihm mein Problem und er fuhr eine Runde mit Madaz und meinte, da reibe wohl was an der Bremse, vermutlich sei da ein Stein, der würde wohl auch wieder rausfallen. Aber er wisse es auch nicht genau, ich solle langsam in eine Werkstatt rollen. Wenn ich in vier Stunden immer nach da sei, würde er mich mitnehmen, meinte er. Ich rollte mit schrecklichen Geräuschen zwölf Kilometer zum letzten von mir durchfahrenen Ort, Mossburn. Auf halber Strecke war alles gut, kein Geräusch nichts. Ich schilderte dem Mechaniker, der beträchtlich jünger als ich war, mein Problem, das eines sein könnte oder auch nicht und er meinte nur freundlich, das sei ein Steinchen, das käme schon mal vor. Und ich dachte an Joe Bennett, der da in einer Kolumne meinte, es gäbe zwei Typen Menschen, die die zu lange in der Schule waren und einfach nur weinend am Strassenrand sitzen, wenn das Auto aufmuckt (ich!) und solche, die die Ärmel hochkrempeln, unters Auto rutschen, einmal kräftig irgendwo ruckeln, irgendwas befestigen und fröhlich pfeifend weiterfahren.

Naja, fast fröhlich pfeifend kam ich dann doch in Te Anau an, von wo aus ich meine Wanderung in der Fjordlandgegend zu planen. Es schüttete. Es stürmte und ich hörte, der Winter sei früh dran, man würde gerade die Brücken aus dem Track nehmen, den ich eigentlich angehen wollte, damit sie nicht von Lawinen fortgespült werden. Im Informationszentrum überzeugte man mich, dass es eine bessere Idee wäre, einen anderen Track zu gehen, aber auch dort könnte es ungemütlich werden. So kaufte ich mir vorsorglich Gamaschen und verabredete mich mit drei Jungs, die das gleiche vorhatten für den nächsten Tag. Mit einigem Regen erreichten wir zackig die erste Hütte auf tausendirgendwas Meter- auf dem ersten Foto ist alles noch einigermassen manierlich. Für den nächsten Tag hiess es, es könnte wilde Winde und Niederschläge geben. Vor allem im Verlauf des Tages. Meine Herren schliefen lange und ich startete mit einem Tschechen, der zwei Mädchen aufholen wollte. Es schneite, es stürmte, wir holten die Mädels ein, sanken dann aber bis zur Hüfte und tiefer im Schnee ein, wir sahen kurzzeitig kaum mehr die Markierungen und es war eine Situation, in der man sich nicht gern verläuft, weil das die unangenehmsten Konsequenzen haben könnte. Ich spürte etwas Panik aufkommen, sagte mir aber dann, dass doch alles gut sei. Die Mädchen drehten um, der Tscheche kämpfte sich alleine weiter. Nach einiger Zeit erreichten wir die anderen von meiner Gruppe, die aber auch nicht mehr weiter hoch liefen und kamen schliesslich an der Hütte an, nass und erleichtert. Ich merkte, dass mir in dieser Situation Bescheidenheit steht und ich nicht den Helden mimen muss. Letztlich bin ich doch ein unerfahrenes Hasi.

Ich habe Leo angerufen und ihn betrunken im Pub erwischt. Vor Jahren hat er das Trinken aufgegeben und nun erzählt er mir, es gefällt ihm so gut in Ettrick, er bleibt einstweilen da und er vermisst mich einfach so. Ohjeeeeeeee. Ich vermisse ihn auch, aber das ändert schliesslich nichts an der Lage und unseren Unterschieden. Ja, nun wäre es gut, von netten Freunden umgeben zu sein.

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