Sonntag, 17. Mai 2009

Am eigenen Schopf heraus





Nein, vielleicht ist das nicht vernünftig. Ziemlich sicher sogar ist es das nicht. Aber es fühlt sich erstaunlich gut an. Leo sass fest, in Ettrick und vielleicht auch ein bisschen in seinem Leben. Er vermisste mich, ich vermisste ihn. Wenn auch eher als Freund, denn als Partner. Aber das weiss er. Wir telefonierten und nun kommt er nach Te Anau. Von hier aus werden wir nun doch wie geplant wandern, wenn auch nicht auf dem Milford Track.

Wegen des extrem früh eingebrochenen Winters wurden dort nämlich bereits einige Brücken herausgenommen und einige Bäche haben sich zu schwungvollen Flüssen gemausert, die man gern mal mit in die Tiefe rutschen kann. Das lasse ich lieber bleiben. Ich habe mich dafür gestern für eine Rentnerfahrt entschieden- mit dem Bus zum Milford Sound, wo die Gletscher die Berge ausgehölt haben und von dort mit dem Boot hinaus aufs Meer mit teils 80 km/h Wind, Seelöwen und Wasserfällen, die sich immer anders entwickeln. Bei soviel Regen in den letzten Tagen gings da richtig rund und wer vorne auf dem Deck stand, bekam eine ordentliche Dusche ab, die ich mir freilich unmöglich entgehen lassen konnte. Die ganze Gegend gehört zum Welterbe und man hat hier sogar einen rotschnabligen Laufvogel wiederentdeckt, den man seit langem für ausgestorben hielt.

Leo ist per Anhalter schon ein Stück weit gekommen und dürfte hier spätestens am Abend eintreffen. Im Auto habe ich eine Hälfte für ihn freigemacht und es wird sich zeigen, ob wir mit so wenig Platz beide ohne schlimmere nervliche Klagen über die Runden kommen. Das Wintercampen ist zwar mühsamer, aber mit Dusche, Küche und Fernseh-, Wasch- und Trockenraum machts eigentlich auch nur härter. ich liebe meine Funktionsklamotten und meinen warmen Schlafsack. Ich lasse mich nie wieder damit aufziehen, dass ich die Outdoorklamotten so gern mag. Hier sind sie immer angebracht! Meine kleine Sammlung konnte ich heute durch ein Merinoshirt erweitern, die hier sauteuer sind. Hat einer seit Tagen im Trockenraum vergessen, ich hab ein Schildchen hinterlassen, wenns wer vermisst, ich habs. Aber das glaub ich nicht. Daneben habe ich am sparsamen Leben meine Freude, gehe nicht essen und lebe aus dem Supermarkt. Wenn Leo erst wieder da ist, werden wir gar wieder ordentlich kochen. Ich vermisse die Kartoffelbreis mit Kumara!

Es scheint gar die Sonne und alles hat den Anschein, als würde es nun wieder gut. Genug der Tests, zurück zu den Freuden. Ob mein Dasein als Lifthansel dazugehören wird, weiss ich immer noch nicht. Ich vermisse das wwoofen und wüsste einen vorübergehennden festen Wohnsitz auch wieder zu schätzen. Auch meine trüben Gedanken, was ich denn nun eigentlich will, im Leben und wo ich hingehöre, verziehen sich gen Optimismus, dass ich meinen Weg -wie immer- schon finden werde und mein Leben in meiner Hand liegt und es mein Job ist, das Beste draus zu machen. Ich bin schliesslich am schönen Ende der Welt, um mich herrliche Natur, eine Bibliothek und die Freiheit zu tun, wonach mir das Näschen steht!

Auf den Bildern seht Ihr mich im Wind an Deck und einen Herrn im typischen Dress: Long Johns, kurze Hose, Crocs und dazu ein bisschen Welterbewasser.

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