Dienstag, 12. Mai 2009

Und das Wetter gibt den Rahmen dazu...





Es schüttet. Und ich heule. Es ist vorbei. Ettrick. Leo. Die Äpfel. Da hilft einfach nix. So lange war ich an einem Ort und habe so viel Gutes erlebt und bin Leuten nahe gekommen. Da bleiben die Erinnerungen, ein paar Mailadressen und ein bisschen Geld auf dem Konto. Und mit Leo und dem lustigen deutschen Paar Alex und Jochen Freunde. Eigentlich keine schlechte Ausbeute.
Leo und ich, das hat er irgendwann selbst gestanden, sind wie, „chalk and cheese“: er ruhig, ich nicht der grosse Schweiger, er sehr impulsiv und gefühlsbetont, ich kopfbetont und eher planend- zumindest werfe ich meine Pläne nicht täglich über den Haufen- ich ein Bücherwurm, er hat in seinem Leben ein Buch gelesen, ich mit einem immerhin schwungvoll begonnenen Mathestudium, er knabbert am kleinen Einmaleins. Er ist sanftmütig, positiv und freundlich, wunderbar zu Kindern und Tieren und hat eine Verbindung zur Natur, die ich sehr bewundere, er hat mich umsorgt und geliebt wie ich das vorher nicht kannte. Er ist ein liebevoller, wunderbarer Mensch, aber wir passen nicht zusammen, wir haben uns nur wenig zu sagen. Und ich habe mich zunehmend aufgeregt über Planlosigkeiten und seine ausschweifenden, aber so oft nicht zielführenden Antworten und für mich nicht nachvollziehbaren Aussagen, die so oft widersprüchlich waren. Er und ich, das sind zwei Universen. Es tut mir sehr Leid, ich wäre so gerne mit ihm weitergefahren und hatte meine Freude am Zuzweitsein. Nun bin ich ein bisschen verzagt und wünsche mir ein Sofa und Freunde, die ich treffen und anjammern kann. So bleibt mir nur das Selbstmitleid in einer kalten Gegend, schnief.
Wir wollten seit Wochen zusammen zum Milford Sound fahren und gestern hat er es sich anders überlegt, aber nur, weil er meint, es sich nicht leisten zu können, wandern zu gehen. Dabei kostet das doch fast nichts und ich konnte nicht verstehen, dass er seine Meinung einen Tag vor der Abreise kund tut, wo ich doch glaubte, wir wären uns seit acht Wochen einig und arbeiten darauf hin. Er bleibt in Ettrick und wartet, ob ich wiederkomme.
Nun bin ich allein in Lumsden angekommen, auf einem Campingplatz werde ich in Madaz schlummern, in sehr viele Schichten gehüllt, da hier schon der Schnee fällt und ich meinen Atem sehen kann. Ein etwas seltsamer Platz, aber ich weiss hier eine warme Dusche und vor allem eine Küche mit Licht zum Sitzen und Lesen zu schätzen, auch wenn sie stinkt und rauchig ist. Sonst hätte ich um sechs ins Bett gemusst und wäre wohl um vier aufgestanden. Ein Sofa zum metertiefen Einsinken, ein Wasserhahn tropft, eine Katze maunzt erbarmenswert, es schüttet wieder und ich kann mir keinen Ort vorstellen, an dem es sich besser melancholisch sein liesse.
Ich werde mich mit Jane Austens „Pride and Prejudice“ einrollen und mich die windigen, verschneiten, wohl saukalten, umwölkten Berge freudig visualisieren... Reisen auf die billige Art stellt im Winter schon ganz andere Herausforderungen. Da mögen mir meine Thermalwearschichten helfen, die hier gleich sehr viel mehr Sinn haben als daheim. Und geholfen hat bestimmt auch mein beharrliches Eiswetterjoggen und das Schwimmen im fast zufrierenden See mit meinem guten Neoprenanzug. Brrr!

Auf den Bildern seht Ihr meinen letzten, schon in der Dunkelheit gepflueckten Apfel. Alle haben da noch zusammengeholfen und ich mich sehr gefreut ueber soviel Gemeischaftlichkeit. Auf dem Sprunggruppenfoto sind Leo, Alex, Jochen, Thomas und ich, die Apfelpfluecker, die bis zuletzt noch da waren. Und die Enten wurden von Peter geschossen und uns vor die Tuere gelegt- zur beliebigen Zubereitung. Spannende Sache, so eine Ente zu rupfen, auszunehmen und zu essen. Ich guck wieder, dass ich ziemlich vegetarisch in Zukunft lebe...

2 Kommentare:

Saschi hat gesagt…

Ach du Ärmste! Na ja, auch Zweisamkeit braucht Übung. Also Nase putzen aufstehn und weitermachen...Immerhin darfst du dich zu den Harten zählen. Was du schilderst empfind ich schon als mentalen Extremsport. Wenn du das kannst kannst du viel.
Esse hier fast nur noch NZ Äpfel, weil ich weiß die sind mit Könnerschaft und Liebe gepflückt. Hier nix besonderes nur superviel Arbeit, die aber nach dem Motto "be happy NOW" ohne Streß und Ärger abgearbeitet wird. Nächste Woche Sofia. Freu ich mich drauf. Bunte multikulturelle Stadt. Bis denne, halt dich warm!

mone hat gesagt…

Liebe Potzi,
ich schicke dir via Gedankenpost ganz viel positive Energie für deine weitere Reise. Ich begleite dich auf deinem tollen! Blog immer noch täglich.
Fühl dich feste gedrückt:)
Simone