Mittwoch, 21. Januar 2009

Jane Buxton - Llamas und Bestseller für Kinder








Wir vermissen die Jungs. John und Dan waren einfach ein unfassbares Vergnügen mit ihrem wunderbaren wilden Naturprogramm. Und dazu so herzerwärmend liebe Menschen. Aber auch jetzt haben wir es wieder sehr gut getroffen, bei Jane Buxton, einer Kinderbuchautorin, die hier mit ein paar Llamas und einem japanischen Wwoofer lebt und unsere Hilfe und Gegenwart schätzt, weil es sich für sie anfühlt, als würde sie noch wie früher in einer Kommune leben. Aber alles der Reihe nach.

Richtig stolz waren Claudia und ich, dass wir nach einem Bad in einem der eisefrostekalte „blue pools“ einen herrlichen Platz zum wilden Campen fanden. Ein Flüsschen, eine Sandfläche und etwas Treibholz zum Feuermachen. Wir haben einen schönen kleinen Haufen geschlichtet und flott angezündet und schon konnten wir unsere Würstchen am Stock grillen. Hätte uns all das jemand organisiert, hätte es nicht besser laufen können. Lästig war dann nur, dass bei Sonnenuntergang alle Sandfliegen der Region beschlossen, sich über uns herzumachen. Eingemummelt mit nur einem winzigen Loch für die Nase in meinem Bivvybag killte ich Heerscharen der „native species“, was offiziell sogar verboten ist wie uns DOC- Profi John unterrichtete (wie ja auch das Possumjagen und viele andere der lustigen Dinge, die wir bei Dan unternommen haben). Nach Sonnenuntergang war dann aber weitgehend Ruhe bis wir in der Früh bei Sonnenaufgang wieder angefallen wurden. Da hiess es einfach weiterziehen, auf zum Lake Wanaka.

Dort konnte ich meine Sinne in einem kniffligen Museum täuschen, durchlief ein Labyrinth, bei dem man mindestens 1.5 km unterwegs ist, bei mir wars sicher mindestens das Doppelte. Bälle rollten in einem schrägen Raum scheinbar bergauf und von allen Seiten guckten mich Köpfe an, die sich scheinbar bewegten. Bei einigen Puzzles hatte ich die Gelegenheit, mich wieder einmal unfassbar dumm zu fühlen. Wanaka selbst ist ein Urlauberort, wo man viele Rennräder sieht und einen Paraglider anfliegen. Ein schöner See, nette Atmosphäre. Hier könnte ich Urlaub machen, wenn ich mich von meinem fulminant anstrengenden Farmerleben mal erholen mag.

Wir fuhren weiter, um den Mount Cook zu sehen, der mit seiner Höhe und dem vielen Schnee so leicht nun offenbar nicht zu besteigen ist und einigen Trainings, Kenntnissen und Ausrüstung bedarf. Ein Projekt für irgendwann also. Am Abend brachte uns Madaz brav nach Christchurch zu Martin und Anne. Sie haben uns ihr kleines Arbeitszimmer zur kuschligen Bleibe zur Verfügung gestellt und wir hatten ein wenig bayerisch-neuseeländisches Flair. Martin war katholischer Pfarrer in Altötting und hat bei einem Sabbatjahr als Anhalter durch Neuseeland festgestellt, dass das einsame Pfarrersleben nicht das Rechte für ihn ist. Nun lebt er hier als Lehrer an einer Steinerschule. Ein Jahr Ausbildung soll reichen, wenn man einen Uniabschluss hat, Lehrer sind hier weiter sehr gesucht. Eine spannende Option, er ist auch sehr glücklich damit. Wir haben lange zusammengesessen, ein bisschen bayerische Anekdoten eines Landpfarrers genossen und den neuseeländischen Lebensstil mit dem deutschen verglichen. Er hat einige Beobachtungen mit mir gemein. Hier ist es z.B. ganz üblich, immer mal wieder eine Auszeit zu nehmen, um z.B. zu reisen. Arbeiten ist nicht alles, man will auch leben. Vor allem verlässt man sich nicht vor allem auf den Staat. Was der Staat nicht macht, packt man eben selbst an. Überhaupt ist das Selbstanpacken ein ganz wesentliches neuseeländisches Element und da wird dann auch nicht gezögert, auch die Mädels mal härtere Arbeit wie Holzhacken machen zu lassen. Wer hier als Farmer lebt oder in einem sogenannten Lifestyle Block, einem Haus mit einigem Land und Tieren aussenrum, dem bleibt gar nichts anderes übrig, als patent zu sein. Man macht sich weniger Sorgen und denkt nicht an die ferne Zukunft, sondern mehr an die Gegenwart und vielleicht ein Jahr weiter. Die Werte hier sind andere und mir wird immer klarer, dass die Option, die viele Menschen in Deutschland wählen eben eine Option ist. Ausbildung, Karriere, Haus, Auto, Kind.


Christchurch selbst ist eine Stadt mit 344.000 Einwohnern. Martin klagt über die oft miserable Architektur, aber letztlich liesse es sich dort doch ganz gut leben. Wir haben nach langer Zeit wieder einmal einen feinen Film genossen und durch Buchläden gestöbert. Das Stadtleben ist fast ungewöhnlich für uns nach all den Landabenteuern. Aber auch hier zeigt sich: das Land ist nahe und am schönsten ist es, die Vorteile von Land und Stadt zu haben. Ein bisschen was zum Gucken und fürs Köpfchen, aber eben auch Natur und Tiere.

Nun sind wir also bei Jane Buxton, der Kinderbuchautorin, die Philosophie studiert und als Lehrerin gearbeitet hat. Sie lebt von ihren Kinderbüchern und hat Spass an ihren Llamas, die wir heute beim Paaren beobachten durften. Llamas sehen wirklich putzig aus, Claudia meint, sie seien ein wenig wie Ausserirdische, die einen erstaunt anschauen. Wenn man den Kopf ganz ruhig vorstreckt, geben sie einem ein Küsschen. Sie spucken Menschen eigentlich nie an, nur in unseren Zoos sind sie wohl so unglücklich, dass sie es für nötig erachten. Jane ist sehr interessant, mit einem strikten Tagesablauf und einem scharfen Sinn für Humor. Sie ist ehrlich interessiert, fragt viel und ist eine spannende Gesprächspartnerin mit einer Leidenschaft für Bücher und Gedichte. Ich mag die Kombination aus Zupacken und intellektueller Arbeit. Sie weiss, dass sie es gut hat und strahlt soviel Schwung aus, wenn sie durch ihren Garten joggt oder auf ihrem Mähertraktor über die Wiesen jagt. Und dabei ist sie lange nicht so jung wie sie wirkt.

Claudia verlässt mich am 20. Es wird ungewöhnlich sein, nun wieder alleine weiterzumachen. Ich werde ein paar Tage in einer Chocolaterie verbringen und mich dann an der Ostküste gen Süden aufmachen, um auf dem Feld zu arbeiten. Ich freue mich auf einen Job, der länger andauert als meine Wwoofereien. Dennoch bin ich hier dafür sehr dankbar, lerne ich doch so viel verschiedene Dinge und vor allem so tolle und jedesmal ganz andere Menschen und deren Vorstellungen von einem guten Leben kennen. Nach und nach sehe ich, wie es gehen kann.

1 Kommentar:

Saschi hat gesagt…

Hi, wenn du in Christchurch bist: frag doch nach einem Geigenbauer der mit einer deutschen Schreinerin (ziemlich groß) verheiratet ist oder war. Die kannte ich hier in Regensburg in meinen ersten Semestern. Sie heißt Beate. Erinnerst sich aber an nix mehr weil sie in NZ gleich am Anfang vom Pferd auf den Kopf gefallen ist. (Da hattest du aber Glück!) Wär ein netter Zufall und ich freu mich immer wenns alten Freunden gut geht.
Grüsse und Gruß an Claudia. Das Foto mit der Wurst fand ich etwas beängstigend.