Montag, 12. Januar 2009

Immer wilder bei Dan







Die letzten Tage waren mit soviel action gepackt, dass ich einfach überhaupt nicht zum Schreiben kam. Ich vermisse es und natürlich auch das Lesen. Und wenn ich gar nicht zu solchen Dingen komme, dann fehlt mir einfach ein wichtiger Teil: nicht immer nur machen, sondern auch mal denken will ich.
Mit Dan hatten wir dann wirklich noch sehr viel Spass. John, ein Freund von ihm, kam ausserdem übers Wochenende vorbei. John arbeitet hier im Department of Conservation (DOC). Sie kümmern sich um die Wanderpfade hier, schneiden Bäume, machen neue Pfade, bauen Brücken und gucken, dass alles gut erhalten ist, indem jeder Pfad alle drei Monate abgelaufen wird. DOC ist im Grunde die staatliche Einrichtung für den Umweltschutz.
Aufstehen war in „Wildside“ etwas, das auch gut mal gegen zehn stattfinden konnte. Und auch das Arbeiten war eine eher relaxte Angelegenheit. Unkraut musste gerupft und der Rasen gemäht und kleines Brennholz gehackt werden. Unsere Gastgeber Dan und Kath achteten aber genau darauf, dass wir auch nie mehr als vier Stunden arbeiteten und auch währenddessen noch unseren Spass hatten. Dan war begierig, uns vieles zu zeigen. Wir sollten die Bienen sehen und seine Dieselmaschine, die in seinem riesigen Workshop die Sägen und andere Holzinstrumente antreibt. Ihn lernten wir erst an unserem zweiten Tag kennen, als er sich gerade zu einem Job auf einem nahe gelegenen Bauernhof aufmachte- vor einer halben Stunde hätte er schon dort sein sollen. Aber da war wieder mal das gute „Take it easy“ Prinzip angesagt- nur nicht hudeln, der ist eh froh, dass ich ihm helfe, meinte Dan. Ausserdem muss schon was passieren, dass er sich aus seiner Ruheständlerlaune herausreissen lässt. Und das mit Anfang vierzig. Hier gibt es doch ganz andere Lebensmodelle als die, die ich aus Deutschland kenne. Arbeiten kommt relativ weit hinten, vor allem soll es nie nur darum gehen, Geld zu verdienen. Bei Dan und Kath geht es darum, Zeit mit Shea, der hübschen und glücklichen Kleinen zu verbringen, jagen und fischen zu gehen und zu essen, was man erwischt oder im Garten anbaut. Wir haben dort wieder ein ganz anderes Verhältnis vor allem auch zum Essen bekommen.
Früh aufstehen war also nicht angesagt, dafür hat sich der Abend dann aber doch hingezogen. Nach der Arbeit wurden wir in der Gegend herumgeführt, durften auf einen grandiosen Aussichtspunkt laufen und waren sogar mit dem Pickup durch kleine Bäche gen Meer unterwegs. Dort wurde die Angel rausgeholt und ins Wasser geworfen. Bei strömendem Regen sassen wir im Auto, ausgerüstet mit einigen Bieren und guckten auf die Angel, die an der Stossstange befestigt war. Nach nicht allzu langer Zeit hatten wir einen kleinen Hai gefangen, den es mit leckerem Kartoffelbrei zum Abendessen gab. Komisch, dass Claudia sich dann doch entschied, in diesem Teil des Meeres nicht surfen zu gehen, schliesslich sei das hier vermutlich nicht der Haikindergarten, sondern Mami vermutlich auch noch in der Nähe. Nachdem wir grosse Mengen Treibholz zum Feuermachen am Strand in den Pickup geworfen hatten, packte John seine Waffen aus, um mit einer Pappscheibe zu testen, wie sie zu handhaben sind. Ich durfte meine alten Luftgewehrkünste unter Beweis stellen, auch wenn die Jagdgewehre doch ein wenig ernstzunehmender sind, hat mich John schiessen lassen. Überhaupt haben wir vor allem genossen, dass wir nicht wie blöde kleine Mädels behandelt wurden, sondern den ganzen Jungsspass mitmachen durften. Von Zimperlichkeiten in keiner Hinsicht eine Spur. Kath war mit dem Baby daheim, wir gingen spielen. Nach dem Abendessen gemütlich ins Sofa des chaotischen kleinen Häuschens gekuschelt, dachten wir, nun sei der Tag zu Ende. Aber nein, die Herren beschlossen, es sei ein schöner Abend, der ja nun gerade anfinge (es war elf), da müsse man die Schaufeln in den Pickup werfen und einen schönen heissen Pool graben. Dass es regnete, war natürlich totale Nebensache. So gings auf gen Fluss, genau dorthin wo ich schon am Vortag war und nichts gefunden hatte. Munter wurden die Löcher gegraben und es war ein herrliches Erlebnis im warmen Wasser herumzuliegen. Irgendwann zeigten sich sogar Mond und Sterne, allerdings verhielt sich auch unser Pool ungebührlich und leckte entweder oder wurde schlicht viel zu heiß. So kamen wir dann doch gegen eins heim und legten uns in die alten knarzenden Bettchen. Am nächsten Tag ging es nach ein bisschen Arbeit zu einem tollen Aussichtspunkt, durch Wasser und über Stock und Stein. Dan zeigte uns die Pflanzen, die man im busch essen kann oder mit denen man Dinge zusammenflicken kann. Unser Wikinger hat auch was von einer Kräuterhexe. Lauter Dinge natürlich, die er sich selbst angeeignet hat. Am Meer waren einige Felsen, so entschied er spontan, dass wir auch ein paar Muscheln essen könnten und so gingen wir Mädels in die Wogen, um die Muscheln zu pflücken. Keine leichte, aber eine lustige und kulinarisch wirklich lohnende Angelegenheit. Nach dem Abendessen stand Aalfischen mit modrigen Eier auf dem Programm, was auch wieder gut funktioniert hat. Da auch das noch nicht reichte und es wieder erst elf war, hiess es, man müsse noch etwas Spass haben und nun gings zum Possumjagen. Wir fuhren also mit dem Pickup in den Busch, John musste sich auf das heruntergekurbelte Fenster setzen und sich am Türgriff festhalten und hing nach draussen, während Dan das Auto ziemlich nahe an die Bäume fuhr und John halb spassend jaulte. Possums sollen fast wie Hasen schmecken, nur das Fell lässt sich schlecht abziehen, daher hat man sich entschlossen, sie als Aalbeute zu verwenden, nur leider wollte keiner mehr beissen.

Am nächsten Tag gab es noch eines der berühmten Danschen Egg und Bacon Frühstücke und wir wurden nach herzlichen Umarmungen eingeladen, doch bald wieder zu kommen. Nun ging es weiter mit John, der uns den Gletscher hier auf verschlugenen und mit Seilen und Leitern ausgerüsteten Pfaden zeigte. Wir stiegen durch Bäche und ich war heilfroh um meine soliden Wanderschuhe.

Gestern hatten wir einen entspannten Tag mit einer zweistündigen Joggingrunde über Stock und Stein. Ich war überrascht und glücklich, noch so fit zu sein, das so locker machen zu können. Wieder gings durch Bäche und an Flüssen entlang mit kleinen Klettereinlagen. Besonders beeindruckend war ein Tunnel, das für die Wasserzufuhr in einem Jahr Arbeit 17irgendwas gesprengt wurde und nun mit Taschenlampe durch knöcheltiefes Wasser durchwandert werden kann. Ein bisschen leuchten dazu noch die grünen Glühwürmchen. Sicher nichts für Leute mit Platzangst, wenn man weder Ein- noch Ausgang mehr sieht und nicht recht weiss, wo all das hinführt.

John ist chaotisch, raucht viel zu viel und trinkt viel zu viel, ist aber doch ein sehr lieber und sehr herzlicher Mensch, der uns seine Welt hier zeigen wollte und uns nun kaum mehr gehen lassen will. Da gibt es die Natur und das Spielen für die grossen Jungs. Ein bisschen ist das wie ein Surferleben. Das macht Spass, aber mir würde auf Dauer doch was fehlen. Aber wir wollen weiter, es wartet noch so einiges auf uns, das ist klar. Unter anderem eine Nacht wild campend im Auto und danach Christchurch, wo wir bei Bekannten übernachten.

1 Kommentar:

Saschi hat gesagt…

Och hast du es gut, während ich mch mit undankbaren SEminarteilnehmern rumplagen muss. Die Geschichte mit dem Mini Hai unter dem Fuß will noch erzählt sein. Und Claudia wird almählich zur festen Größe, d.h. zu einer Person die man nun aus Bildern kenn aber irgendwann kennenlernen wird. Lustiges Gefühl, normal ises ja umgekehrt ausser bei Prominenten aber durch das bloggen werden mehr prominent. Ich freu mich sehr dass dir das alles es gut von der Hand geht und gut tut!
Regensburg -4 trüb aber wie imer auch ganz ok