Montag, 12. Januar 2009

Into the Wildside






Auch wenn Dave mir mehrmals sagte, dass wir wirklich nicht fahren müssten und dass er uns dabehalten will, rissen wir uns dennoch los. Der Gute. Er hat extra für uns am Vorabend noch Haferflocken eingeweicht und sein berühmtes Porridge in der Früh bereitet. Ich glaube nicht, dass er oft kocht. Aber als einer der Älteren von neun Geschwistern hat er doch gelernt, wie man das rechte Frühstück aus günstigen, aber guten Zutaten macht. Nie wieder ein anderes Porridge, klare Sache! Durch uns ist ihm wohl wieder aufgefallen, dass es schon auch schön ist, Gesellschaft zu haben und nicht nur immer so ganz allein vor sich hinzuwurschteln. Couchsurfen ist eigentlich eine wunderbare Erfindung für einsame Menschen. Er meinte, wir könnten natürlich auch jederzeit sehr gerne wieder zu ihm kommen. Da wartet dann das Bett mit dem dunkelroten Glanzüberwurf auf uns und das Haus mit den vielen kleinen Fässern, die er sammelt und einigen Figuren und Bildern, die er sammelt. Ich denke an ihn und daran, wie er uns nun vermutlich gern um uns hätte. Aber 1. stinkt der Gast am dritten Tage und 2. wollen wir schliesslich noch mehr sehen als das wirklich verschlafene Ross.

So fuhren wir weiter gen Hari Hari, zu „Wildside Backpackers“, wo wir nun unsere Tage mit vier Stunden Arbeit täglich verbringen. In der Nähe gibt es viel zu tun: man kann eine Seehundkolonie besuchen, es gibt sogar einen surftauglichen Strand und vor allem heisse Quellen, die man sich allerdings selbst ausgraben muss. Claudia wollte Wellen gucken, ich lieh ihr mein Auto, ich wollte lieber Quellen graben und lieh mir ein altes Klapperrennrad, mit dem ich mich munter zum Waganui River aufmachte, der einige Wege und eine halbe Brücke vor kurzem weggespült hat. Alles kein Problem für die mit Schaufel bewaffnete Potzleryn, die sich nicht nur mutig durch den Busch schlug, sondern auch die Brücke kraxelnd erklomm und das Fahrrad eben über Zäune hob. Die Landschaft am Fluss war wunderschön, nur ich leider zu unerfahren, um am rechten Ort zu graben, so dass ich ungebadet zurückkehrte. Schon toll, dass hier das unterirdische Vulkangestein das Wasser erhitzt. Ich gebe nicht auf, morgen werde ich wohl nochmal dort suchen, barfuss, wie man mir empfahl, soll ich den Sand nach Wärme abtasten und dann das Graben anfangen.

Die rechte Wucht freilich ist hier unser Hostel, das im Wwoofbuch als lebendes Museum beschrieben wird. Momentan sitzen wir auf fünfziger Jahre Sofas und hören eine Bob Dylan Platte vor unserem offenen Feuerplatz. Wir haben ein Haus für uns allein, in dem die Backpacker untergebracht werden sollen. Kath, unsere Gastgeberin, meinte, sie wolle nicht in den Lonely Planet, sonst wäre hier entschieden zu viel los. Wir verbrachten unsere Arbeitsstunden mit einem Frühjahrsputz für Fenster und Böden. Es hat uns wirklich Spass gemacht, mal wieder anzupacken und morgen werden wir aufs Unkraut losgelassen und sollen mit dem Hochdruckreiniger Platten säubern. Im Gegenzug gabs eine Führung durch das hübsche Anwesen mit eigenen Bienenstöcken und jeder Menge Honig und vor allem leckeres Essen. Highlight war der Wildtopf mit selbst geschossenem Hirsch. Da es zum Angeln zu schlechtes Wetter war, konnten wir das bei Dave nicht erleben, Dan allerdings, Kaths Mann, der mich sofort an einen Wikinger erinnert hat mit seinem roten Bart und seinen langen Haaren, nimmt uns vielleicht mit zum Forellenfischen, wenn wir brav unser Feuerholz morgen vom Strand gefischt haben. Die beiden haben auch eine eineinhalbjährige blonde Tochter, Shea und eine Mieze, Smokey. Sie wirken eher wie Hippies, also wieder ganz anders als die Menschen, die ich vorher getroffen habe und leben hier den Traum vom autarken Leben mit einer feuerbeheizten Wanne im Freien und einer sehr geschmackvollen Urlauberlodge ohne Strom und mit Gas mit recyclten Materialien.

Wwoofen hat im Vergleich zum Couchsurfen den Vorteil, dass man einen klaren Deal eingeht: Arbeit gegen Essen und Schlafen. Beim Couchsurfen gilt es, sich weit mehr an die Gastgeber anzupassen, die einen schliesslich aus reiner Menschenliebe beherbergen und womöglich durchfüttern. Jedenfalls ist es interessant, auf Tauschbasis zu leben, die nicht über Geld, sondern über Naturalien oder schiere Freundlichkeit läuft. Und es ist wirklich nicht so, dass man viel Geld braucht, um die guten Dinge zu erleben.

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