Sonntag, 1. März 2009

Mehr Nektarinen, Äpfel und Leo






Ohja, ich habe meinen Blog vernachlässigt. Und es fühlt sich auch wirklich so an, als wäre es Ewigkeiten her, seit ich von diesem Parkplatz am Gillespie Beach berichtet habe. Kurze Zeit später traf ich die Deutschen wieder, die ich so erschreckt hatte, als ich sie beim Wildcampen traf. Es waren nun nur noch drei, aber wir hatten eine grossartige Zeit zusammen. Ich dachte ja immer, mit Zwanzigjährigen lässt sich nicht allzu viel anfangen, das war einfach ein blöder Irrtum. Wir haben wild gecampt, die halben Nächte durchschwatzt und die Landschaft gelobt. In Wanaka sah ich mich nach einem Job um, fand allerdings spontan nichts und rief daher bei PickNZ an, der Nummer für die Saisonarbeiter. Dort hiess es sofort, ich solle noch am gleichen Tag nach Alexandra in Central Otago kommen, dort könne ich mich im Büro melden und ich hätte gute Chancen auf einen Job. So verliess ich die drei und machte mich auf. Ich hatte das Gefühl, das Büro würde um vier zumachen und tatsächlich konnte ich gerade noch acht Minuten vor deren Schliessung reinkriechen.

Man gab mir sofort einen Job in Roxburgh, eine gute halbe Stunde entfernt. Ich sollte in einem Packhaus Obst verpacken, was einem Fliessbandjob nicht unähnlich sei. Nun, ich wollte Geld verdienen, ich wollte sehen, wie das einfache Leben in Neuseeland aussieht, also machte ich mich frohen Mutes auf. Central Otago sieht sehr trocken aus, man fährt an Weinbergen vorbei und sieht kahle Hügel und viele Felsen. Es gefiel mir nicht allzu sehr, nach all dem herrlichen saftigen Busch an der Westküste. Und auch als ich auf dem Orchard, meinem Arbeitsplatz ankam und sah, dass ich mich in einer Wellblechbaracke einrichten sollte, hielt sich meine Freude in Grenzen. Aber meine neue Chefin Alesha meinte, ich solle doch lieber Obst pflücken und nicht in der Baracke, sondern im Haus bei einer Fidji Familie mit kleinem Baby leben. Das Packhaus sei wenig spassig, hat man mir gesagt, die Vorarbeiterin dort eine first rate bitch, wie man mir unumwunden gestand und auch sonst sei es dort kalt und dunkel. Und da ich eh lieber raus und zu den Nektarinen wollte und mich immer über Kindergesellschaft freue, war das natürlich optimal für mich.

Am ersten Abend, als ich mich gerade eingerichtet hatte, lernte ich Leo kennen. Er entspannte sich gerade vom Pflücken auf der Couch und ich hockte mich forsch neben ihn auf ein Schwätzchen. Er meinte, wenn er eine Partnerin hätte, würde er nun vermutlich ein wenig in den Hügeln herumlaufen, aber so, naja. Da meinte ich, man könnte ja auch durch die Plantagen laufen. So hatten wir lange Zeit, um ein paar feine Früchtchen zu ergattern und zu plaudern. Ich fragte ihn nach Strich und Faden nach seiner Tätigkeit als Koch aus. Er macht gerade eine Karrierepause und hat sich entschlossen nach zwölf Jahren reisen durch Europa und Neuseeland seinen Kopf frei zu kriegen und sich zu überlegen, was weiter passieren soll. Nun ist er 43 und überlegt, sich niederzulassen, am besten mit einer Frau. Fünf Jahre gibt er sich, um sich für etwas anderes zu trainieren, vielleicht als Manager eines Restaurants. Dafür müsste er sich ein paar Computerkenntnisse und ein paar Businesssachen aneignen. Am zweiten Abend setzten wir uns nach der Arbeit auf einen Felsen in der Nähe und guckten auf das Land. Er strahlt viel Ruhe aus und kann da einfach sitzen und die Natur geniessen. Da fühlte ich mich dagegen ruhelos und war fasziniert. Am nächsten Tag regnete es. Wenn es regnet, wird kein Obst gepflückt, weil die Früchte nass sind und leichter anstossen. Das Wetter würde auch übers Wochenende so bleiben. Da beschloss ich kurzerhand, einen Ausflug zu machen. Ich war mir sicher, Leo würde mitkommen und so fuhren wir nach Dunedin, der Universitätsstadt. Mir fehlen doch die Städte immer wieder. Dunedin hat immerhin ein kleines Kunstmuseum und das Otago Museum, das von der Geschichte der Gegend in guter moderner und bunter Manier erzählt.

Das Pfirsiche und Nektarinenpflücken war in Ordnung und hat ungefähr 500 Dollar eingebracht, was bei meiner sparsamen Lebensweise für fast zwei Wochen reisen reicht. Wöchentlich bezahlt zu werden ist ein kleines Abenteuer und der Job an sich ist es auch. Die Arbeit wurde mit 12.50 Dollar stündlich vergütet und man konnte sich einigermassen Zeit lassen, wenn man auf die Leitern kletterte und sie von Baum zu Baum zog und seine Früchte in den Bauchladen pflückte. Auf dem Orchard herrschte allerdings eine gewisse Misswirtschaft und Chaos und einige Früchte werden dort nun einfach vor sich hinrotten. Das haben die Pflücker schnell bemerkt und nun sind wir mehr oder weniger kollektiv zu einem anderen Orchard in der Nähe gewechselt. Heute fangen wir dort an, Äpfel zu pflücken. Der Job ist ein Contract Job, das bedeutet, man wird für die Menge an Obst bezahlt, die man pflückt. Die erste Woche sei frustrierend, man verdiene wenig, dann könne man am Tag gut 200 Dollar machen. Ich hoffe, ich kriege das hin. Äpfel sollen sehr empfindlich sein, man müsse sie wie rohe Eier behandeln. Ich sehe das als Test, als Durchhaltetraining. Wenn ich gar keine Lust mehr habe und den Sinn nicht mehr drin sehe, gebe ich auf. Aber dafür muss schon mal so einiges passieren. Wir werden also sehen. Herausforderungen sind ja nun immer gut.

Ansonsten wohnen wir hier recht weit draussen in einem Haus mit einer Maorifamilie, Don, Wai und Laksmi, die auch alle pflücken und sehr nett sind. Ein ganz anderes Leben. Ich kriege damit weit mehr Einblick als durch das blosse Durchreisen und kann auch andere Dinge geniessen. So war ich laufen und habe entdeckt, dass die Gegend eben doch sehr schön ist. Und ich war in einem herrlichen grossen Teich schwimmen. Dort gab es einen echten Klassiker, wie mir Leo erzählte, eine Schaukel zum Festhalten direkt ins Wasser. Nichts wie auf also ins Vergnügen. Und bald ganz viel mehr von Leo, mit dem ich eine wirklich gute Zeit habe, zumal wir beide so gerne dazulernen und er mich täglich mit einem herrlichen Abendessen verwöhnt.

1 Kommentar:

Saschi hat gesagt…

Da sind wir mal gespannt. Good luck ;-) War derweil inNordspanien wo es auch sehr hübsch is. Link mal via Skype