Freitag, 21. August 2009

Zurueck ins Glueck!





Noccundra ist Vergangenheit. Und da es für uns Vergangenheit ist, könnte das auch für Don bald der Fall sein. Wenn man nicht arbeitet in seinem eigenen Pub und eine trinkende Frau hat, die den Laden schmeissen soll und auch nicht viel mehr tut, spricht sich das herum.

Es wurde ungemütlich nach einer kurzen Phase der Entspannung. Don wollte Leo überzeugen, dass wir mindestens noch sechs Wochen bleiben sollten. Das war entschieden länger als die guten zwei Wochen bis Ende August. Leo wollte weiter Geld anhäufen, was freilich mehr als verständlich und auch begrüssenswert ist. Ich dagegen fand es nur noch schrecklich dort. Ich versuchte, es als Lektion im positiven Denken zu sehen. Don war meist nicht aufzufinden und wenn, sagte er nichts, guckte grimmig oder war barsch. Cassy war vor allem guter Dinge, wenn sie eine Bierflasche in der einen und eine Zigarette in der anderen Hand hielt. Guter Dinge bedeutete aber noch lange nicht, dass sie gearbeitet hätte, vielmehr machte sie mich aufmerksam, dass ich die Handtücher doch nicht mit den Laken waschen könne, ihr Zimmer putzen könne, nachdem sie ausgezogen war und die Toiletten Aufmerksamkeit bräuchten. Sie habe keine Zeit für solche Dinge, sie verbringe die ihre mit ihrer Freundin Alicia, die zu Besuch gekommen war. Ich kämpfte für meine Pausen, die ihr nun wirklich nicht einsichtig waren (2h am Tag, bei 12 bis 13h Arbeit) und auch dafür, nicht als ihr Putzdepp behandelt zu werden, nur weil es mir nichts ausmachte, die Toiletten zu putzen. Ihr Zimmer hingegen war ich nicht bereit zu putzen. War ja nun nicht als Privatsklave eingestellt. Als Alicia von Thargomindah, dem nächsten Ort abgeholt werden sollte, kam ich mit. Vier Stunden raus aus Noccundra, da nahm ich sogar ihre Trinkerei im Auto in Kauf. Auf diesen Strassen gibt es ausser Känguruhs nicht viel, in das man fahren könnte und auch wenn man von der Strasse abkommt, ist man auf einem riesigen Kiesfeld mit meist kleinen Bäumchen, die einem Jeep nicht standhalten würden. Ich tat an diesem Tag trotzdem all meine Arbeit, stand früh auf und arbeitete bis halb neun. Don aber gab Leo einen Tag Lohn weniger fuer mich und ich ging zu ihm, um zumindest einen halben Tag zu fordern. Das hat ihn mächtig aufgeregt und er beschwerte sich und wollte mir hundert Dollar geben, die ich nicht annahm. Ich nahm nur fünfzig und meinte, ein halber Tag sei genug, ich hatte ja ein bisschen Zeit in Thargomindah. Wieder Ärger, wieder Missmut auf allen Seiten. Am nächsten Tag spülte ich in der Küche ab, er kam herein, knallte 130 Dollar auf den Tisch und meinte, wir sollten zusehen, dass wir weiterkämen. Ich wusste nicht, was los war. Leo kam in die Küche, ebenso verwundert. Wir gingen zu Don und er meinte, der Grund sei, wir würden ihn verarschen, do not f... me around, und der Ofen sei schmutzig. Leo meinte, Don sei vollständig von der Rolle und würde wohl am nächsten Tag bereuen, was vorgefallen war. Ich sagte, ich wolle nur noch weg. Zumal Don wieder mal getrunken hatte und ich fürchtete, er könnte gewalttätig werden. Zufälligerweise hatte ich mich gerade an diesem Tag sehr nett mit Lyn und Phil, zwei Campern, die zum Mittagessen da waren, unterhalten. Sie fragten mich nach dem besten Campingplatz am Fluss und ich schickte sie zu einem Platz, den ich vom Joggen lieb gewonnen hatte. Ich vermutete, sie wären dort. Leo meinte, er fürchte auch, Don könne ausrasten und schickte mich aus der Küche. Ich sagte ihm, ich ginge auf einen Spaziergang zum Fluss und ging Lyn und Phil suchen. Leo meinte noch, ich solle nichts unternehmen, vielleicht ändere Don seine Meinung. Ich fand die beiden mit ihrem netten Yorkshire Terrier Rosy und schilderte die Lage. Sie luden mich sofort ein, bei ihnen zu übernachten und wollten mich auch am nächsten Tag mit nach Thargomindah nehmen, gerne mit Leo, aber eben auch ohne wenn er bleiben wolle. Ich war heilfroh, lief zurück zum Pub, sagte zu Leo, ich möchte mit ihm zusammen bleiben und mit ihm zusammen gehen, aber gehen würde ich in jedem Fall und die beiden würden uns mitnehmen. Er willigte ein, ich ging packen und wir gingen ins Bett. Beide konnten wir nicht schlafen, Leo wohl, weil er ans Geld dachte, das er nun nicht mehr verdienen würde, ich weil ich fürchtete, Don könnte ausrasten und Rabbatz in unserem Zimmer machen. Wir hatten zugesperrt, doch die Fenster waren windig. Es passierte aber nichts. Wir machten uns am nächsten Tag auf, um die Camper um halb zehn wie verabredet zu treffen. Cassy kam des Wegs und glaubte nicht, dass wir eine Fahrt organisiert hatten. Sie hatte immer noch nicht kapiert, dass ich ihr nichts vormache oder vorlüge. Don lief an uns ohne ein Wort vorbei. Warum alles so gekommen war, ist uns bis heute noch nicht ganz klar. Phil und Lyn waren wunderbare Gesprächspartner, die uns gar in ihr Haus nach Tasmanien einluden. Er ist pensionierter Programmierer und ein wahrer Technikfreak, sie hat ihm mit Büroarbeit und Kundenkontakt geholfen. Schon als ich sie am Campingplatz besuchte, war alles gut. Ein Pelikan landete majestätisch im Fluss (ehrlich ein beeindruckender Vogel), der Dieselgenerator war weit weg und ich war mit normalen, freundlichen und hilfsbereiten Leuten zusammen. Es ist schon interessant: in Noccundra überlegte ich mir schon, ob ich wirklich zu viel verlangte, da mir an Pausen in meinem 12, 13 Stundentag ohne freiem Tag gelegen war. Mit ihnen war mir klar, dass ich nun wirklich nicht spinne. Zumindest nicht, was das anlangt. In Thargomindah gingen wir zur Touristeninformation, um herauszufinden, wie wir weiterreisen könnten. Die Rede kam auf Don. Die Frau dort lebte auf. Oh, sie habe so viele arme Teufel gesehen, die dort für Monate gearbeitet hätten, ohne je Geld zu sehen. Sie habe eigentlich von niemandem gehört, der dort jemals bezahlt wurde, recht bedacht. Er liesse die Leute ohne Pause arbeiten und sie kämen einfach nicht fort aus Noccundra. Wir würden sie wirklich beeindrucken, da wir offenbar bezahlt wurde. Er sei schrecklich unfreundlich zu den Gästen und sie höre nur Beschwerden, die ihn aber nicht kümmerten. Es sei im Interesse der Gegend, dass Don das Pub verlasse. Das gab uns freilich noch eine andere Perspektive und ich war gar ein wenig stolz, dass wir letztlich doch unsere Pausen mit ein paar Ausnahmen einhielten und vor allem bezahlt wurden. Leo war immer noch nicht ganz hergestellt vom Schock, rausgeschmissen worden zu sein und vor allem, Abschied von mehr Geld nehmen zu müssen. Wir haben nun beide 2500 Dollar in der Tasche, was wirklich ein guter Start ist und Jobs scheint es an jeder Ecke zu geben.
Von Thargomindah rief ich in Injune, 500 Kilometer nordöstlich gelegen an. Dort sind wir auf einer Cattle Station eingeladen (Kühe, die mit Motorrädern und einem Flieger zusammengehalten werden). Ein sehr nettes Paar kam eines Tages nach Noccundra geflogen und lud uns ein. Wir gingen mit Lyn und Phil einen Burger essen, am Nebentisch fanden wir Rhys und Tex, zwei Männer, die für eine Ölfirma arbeiten. Sie erwähnten irgendwas von Anhaltern, die sie mitgenommen hatten und ich fragte, wo sie hinführen. Wir hatten ein Riesenglück und sie nahmen uns bis nach Roma mit. Sie hatten in Charleville ein Motelzimmer gebucht, wir stellten das Zelt hinter ihrem Zimmer auf und durften in ihrem Zimmer duschen und sie gaben uns gar auf Firmenkosten ein Abendessen aus. Nette, freundliche Kerle, die viel arbeiten, aber offenbar auch einen Haufen Geld machen. Leider vergassen wir unseren Golfschläger in ihrem Lkw. Ich hoffe nur, sie spielen eine Runde freedom golf zu unseren Ehren! Sie setzen uns vor einem Opshop ab, wo wir uns mit neuen Klamotten und Büchern eindeckten. Ich gab für neun Teile 14 Dollar aus und bin nun in Markenklamotten mit Hercule Poirot unterwegs. Auf dem Weg zum Campingplatz kam mir ein Einkaufswagen zu Gute, den jemand hatte stehen lassen. Er dient uns momentan als Allzweckschrank und Wäscheständer.

Von hier sind es nur noch 95 km zu unserer Farm, auch wenn es hier keine öffentlichen Verkehrsmittel gibt, sind wir zuversichtlich, morgen dorthin zu kommen. Leo wollte eine Weile hier bleiben und sich erholen. Wir sahen Harry Potter, ein kleines, freundliches Städtchen und unterhalten uns rege mit unseren meist pensionierten Nachbar mit riesigen Vans, zwischen denen unser Zelt sehr mickrig aussieht. Sie sind voll ausgerüstet, mit Waschpulver und Wäscheklammern, was uns wiederum sehr zu Gute kommt. Ich kann es kaum glauben, mal wieder frei zu haben, ganz frei über meine Zeit bestimmen zu können. Und immer wieder kommt der Gedanke: kein Terror mehr, keine Saufköpfe. Wirklich fast unglaublich.

Unser Nachbar lobte Neuseelands Naturschönheit und dass er dort zu gerne wandern gegangen wäre, sein rechtes Knie es ihm aber nicht erlaubte. So radelte er eben und radelt auch durch Australien. Da hat er mich auf meine alte Idee zurückgebracht, ein gutes Stück mit dem Fahrrad zu bestreiten. Einmal um Tasmanien- das wäre ideal, landschaftlich wie Neuseeland und auch weit kühler als weiter im Norden. Leo zögert noch und denkt mehr an ein Auto als an ein Fahrrad. Ich hingegen... - na, Ihr kennt mich!

1 Kommentar:

Saschi hat gesagt…

Super! Gut gemacht! Und ein Rad kaufen ist natürlich die beste Idee. Aber immer nen Ersatzschlauch mitnehmen. Wahrscheinlich machen Sonne und Einsamkeit die Leute einfach ramdösig. Komme grad von weitaus harmloserem Lago Maggiore Kurzurlaub zurück. Sattes Grün, Palmen etc.
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