Dienstag, 11. August 2009

Drei Wochen - wir schaffen das!



Drei Wochen sind wir nun hier und heute bin ich das erste Mal etwas weiter als die üblichen 5 km bei meinen Läufen jeden zweiten Tag gekommen. Eine Freundin von Cassy, Alicia, ist aus Canberra zu Besuch gekommen und ins ca. 180 km entfernte Thargomindah eingeflogen, wo wir sie abgeholt haben. Natürlich musste dort gleich im Pub eingekehrt werden, um das Trinken um zwölf munter zu beginnen und im Auto mit Zigarettenrauch noch zu krönen. Ein Traum. So ist der Lifestyle hier, heisst es, so sind 80 Prozent der Gäste – man lebt um zu trinken. Ich hatte einige richtig schlechte Tage und dachte mir schon, dass ich so lange unglücklich am Stück noch selten war. Leo hat wieder das Rauchen angefangen und versucht, es vor mir zu verheimlichen. Ich war enttäuscht darüber, dass er erst grosse Reden schwingt, dass er so froh ist, es aufgegeben zu haben und es auch nicht braucht und dann heimlich wieder anfängt. Es schepperte, er hatte seine schlechten Tage, ich hatte die meinen und all das hat die Dinge nicht leichter gemacht. Nun haben wir uns wieder zusammengerauft und es ist bedeutend einfacher. Es wird hier täglich wärmer, die Temperaturen sind nun die eines warmen deutschen Sommertags und dabei ist es hier gerade mal später Winter, Anfang Frühling. Nur zu froh bin ich da, dass wir Ende August abreisen wollen. Wie wir hier weiterkommen, ist aber noch nicht so recht klar. Ein Motorradfahrer hat sein Fahrzeug geschrottet und hat einfach keinen gefunden, der ihn im Auto mitgenommen hätte. Wer hier rumfährt ist mächtig beladen. Und mit den kleinen Flugzeugen zu fliegen ist mächtig teuer, wenn man kein eigenes hat. Wir haben allerdings schon eine Einladung, ein nettes Paar auf einer Farm zu besuchen, die dort mit Motorrädern und Flugzeugen die Kühe zusammenhalten und uns in der Gegend herumfliegen wollen. Dorthin werden es um die 500 km sein... Auch zum Wwoofen sind wir von einem deutschen Paar eingeladen worden, das in Australien nahe der Küste lebt.

Die Arbeit ist weiter hart, zumal die Pausen hart erkämpft und freie Tage nicht existent sind. Aber ich sehe ein Ende und Geld, um mit vergnüglicherem Reisen weiterzumachen. Da meine Laufschuhe langsam zerfallen, habe ich mir gar neue bestellt, Asics Kayano, nur vom Feinsten. Die sind hier weit billiger und ich freue mich wie ein kleines Kind auf die Lieferung! Und es zeigt sich meine alte Regel: Habe ich weniger freie Zeit, nutze ich sie besser. Ich zeichne endlich wieder ein bisschen, lese so viel es nur geht und wir spielen Scrabble und Lost Cities, das ich hier nachgebaut habe. Ich laufe, ich schreibe, ich gucke in die Natur. Ich werde sicher auch gute Erinnerungen mitnehmen. Wir machen hier einen guten Job und ich muss gestehen, dass ich manchmal etwas neidisch auf Leo bin, der ständig Lob für sein feines Essen kriegt, während ich das Gefühl habe, dass niemand so recht sieht, dass ich hier dauernd am Räumen, Waschen und Putzen bin. Leo lobt mich aber und neulich gabs gar Trinkgeld, was hier sehr unüblich ist. Ich gestehe, dass mir Anerkennung sehr wichtig ist, das merke ich hier besonders, da sie meist fehlt. Wir arbeiten aber sehr gut zusammen, ich rechne und denke eher, er kocht und spült auch mal, wenn er Zeit hat. Wenn wir wollten, könnten wir so einen Laden wie diesen hier vermutlich ganz gut schmeissen. Aber wer will das schon? Vom stillen Boss Don, der hier rausgeekelt werden soll, hören und sehen wir wenig. Grund ist vermutlich, dass er das Hotel verkommen und zum grossen Saufort hat werden lassen. Hundescheisse überall, Hunde in Küche und Restaurant und auch sonst ist es mit Sauberkeit und Ordnung wirklich nicht weit her. Er trinkt meist, guckt deprimiert ins Feuer in seinem halben Fass auf der Terrasse oder sitzt in seinem Schuppen, grübelt und trinkt. Das geht sogar soweit, dass wir manchmal fürchten, er könnte sich das Leben nehmen.

Morgen kommen unsere Couchsurfingfreunde Art, Amy, hoffentlich Rod und noch jemand zu Besuch. Sie fahren 1400 km hier raus, was ziemlich beeindruckend ist. Art hat Geburtstag und wird hier hoffentlich gebührend gefeiert. Abwechslung, Konversation- ach, ich lechze danach!

Geschichten höre ich natürlich auch so immer wieder. Gestern lernte ich Steve kennen, der vermutlich schwul ist und mir daher natürlich gleich sehr sympathisch war. Er fuhr mit zwei Freunden mit dem Motorrad an und erzählte, dass am Vortag einer aus seiner Gruppe gestorben sei. Er sei vorausgefahren, nichts Spektakuläres weit und breit, sie seien nach, das Motorrad lag auf dem Armen, sah nicht mal wild aus und er war einfach tot. Nichts mehr zu machen. Er meinte zu mir, ich solle nur munter weiter reisen und kein Roboter werden. Man wisse nie, wann das Leben zu Ende gehe. Da hat er Recht und gerade deswegen will ich aber nicht nur reisen, sondern meinen Teil irgendwie tun, in der Welt. Muss man nicht gleich retten, die Welt, aber doch was machen, das es wert war. Lehrer sein ist es weiter für mich, darauf arbeite ich hin.

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