Sonntag, 15. Februar 2009

Endlich Urlaub!





Es gibt natürlich Nichtsahnende mit dem Irrglauben, das Reisen sei ein Urlaub und doch überwiegend Erholung. Aber nein, das ist natürlich ganz falsch. Ich z.B. habe mir nach langen Ewigkeiten endlich einmal wieder einen faulen Sonntag gegönnt. Ich habe keine Couch, auf der ich herumliegen und keinen Fernseher, den ich anstieren könnte, so habe ich mein Auto auf einen Parkplatz am Strand gestellt, mein GLAMOUR Heftchen, das ich vom Dump mitgenommen hatte, herausgezogen, meine Matte ausgerollt und das getan, was andere Leute Nichtstun nennen. Bis auf stetes Moskito- und Sandfliegenzerdrücken an den Scheiben freilich und unter etwas ungewöhnlichen Umständen mit manchen etwas verwuindert dreinschauenden Touristen. Der Regen prasselte auf meinen Madaz und ich gedachte meiner Abenteuer und ob mich mich diese Reise wohl bedeutend verändert. Ich glaube, das Reisen stellt vor allem die Charakterzüge, die man an sich kennt, noch klarer heraus, Vorlieben werden gerade in neuen Situationen mit neuen Menschen noch klarer. Nein, ich trinke nicht und ja, ich will lesen und ich will mir von niemandem sagen lassen, was ich wann zu tun habe. Wer nicht kontaktfreudig ist, wird es vermutlich, wer es ist, hat Gesellschaft. Während des Reisens stellt sich immer wieder die Frage, wie der Tag strukturiert wird. Gar nichts zu tun ist unbefriedigend für mich. Also habe ich täglich ein anderes Ziel, mal ist es eine weite Wanderung, dann ein bestimmter Kontakt. Oder eben das Geldverdienen. In all der Freiheit habe ich immer wieder das Gefühl, dass es meine Aufgabe ist, mein Leben nochmal genau nach Wichtigem und Unwichtigem abzuklappern. Ich bin immer wieder erstaunt, von welch einfachen Lebensmitteln ich gut leben kann und dass shoppen eine ganz nette Sache ist, die aber vor allem zur Ablenkung für mich herhalten musste. So genug der Gemeinplätze!

Ich habe es richtig genossen, nun wieder allein ins Ungewisse mit der groben Richtungsangabe „Süden“ unterwegs zu sein, mit einem zwanzig Dollar Einkauf neben mir, der mich mindestens zwei Tage im Busch durchbringen soll. Bis jetzt bin ich proppesatt von Dosenananas, Haferflocken, Vollkorntoast und dem obligaten Thunfisch, den es hier auch mit Zitrone-Pfeffer oder Tomaten-Basilikum gibt- mmmhmmmm. Ich weiss mein einfaches feines Essen zu schätzen und gönne mir als eine Art Kuchen Toast mit Erdnussbutter, Himbeermarmelade und Banane- mein Backpackergeheimtipp!

Das schöne ist an diesem Parkplatz auch, dass man sich nur aus dem Auto begeben muss und schon in ein munteres Schwätzchen kommt. Als ich gestern ganz in der Nähe dieses schönen Sonntagsstrandes mit Namen Gillespie Beach meinen Madaz zu anderen wilden Campern gesellte, kam es zu einer lustigen Episode. Zufällig war ich ganz in Tarngrün unterwegs, ganz so wie hier auch die DOC- Leute. Ich stieg also aus und lief auf eine Vierergrupper zu, die gerade die klassischen Spaghetti mit Tomatensosse kochte. Ich fragte, ob sie vorhätten, hier über Nacht zu bleiben. Sie hielten alle die Luft an und sahen mich gebannt an, in der Annahme, ich würde nun abkassieren. Ich hab dann zu ihrer grossen Erleichterung richtiggestellt, dass ich mich auch hier für die Nacht breit machen will und setzte mich zu ihnen. Die vier haben gerade ihr Abi im schönen Frankenland gemacht und freuten sich über meine Erlebnisse mit Gurus, dem verrückten Rasepolizisten, Dan und den Erlebnissen mit Madaz. Überhaupt- der Gute! Während die vier über ihr undichtes Zelt jammerten, kann ich ihn nur loben. Ich habe mein Bett immer schon dabei, das zudem noch sehr bequem und durchaus mollig mit einem kurzen Fröstler hie und da in der Nacht. Da tropft nix, da muss man nix umbauen. Und der Spritverbrauch ist trotzdem sehr gemässigt vor allem im Vergleich zu den wilden Grosscampern. Gestern hat eines dieser Monster neben uns Halt gemacht. Ein bisschen scheint das Reisen in so einem Ding für manche Leute wie Fernsehen zu sein: man muss nicht aussteigen und tut es auch nicht. Die Landschaft bewegt sich schliesslich an einem vorbei und mit Menschen will man sowieso nichts zu tun haben. Sehr skurril.

Vormittags unternahm ich einen längeren Spaziergang zu einer Seehundkolonie. Die sitzen da einfach, vor allem der Chef gähnt einen gelassen von einem grösseren Felsen an und lassen sich photographieren. Mal kommt eine Flosse im Meer zum Vorschein, ein anderer kratzt sich schon mal ein Viertelstündchen. Wirklich vergnüglich, wenn die Tiere in der Freiheit auch so sind. Auch hier wurde nach Gold gesucht und ich kam an einer riesigen verrosteten Goldstätte und an einem
Friedhof für die ausschliesslich irischen „Miner“ der Gegend vorbei.

Im Süden, meinem nächsten unkonkreten Ziel, ist die Region Fjordland mit sehr vielen sehr schönen mehrtägigen Wanderungen. Der Milford Track scheint dauernd ausgebucht zu sein und die Übernachtung auf einer Hütte dort ist mit 40 Dollar so richtig saftig, zumal ich sonst meist kostenlos schlafe. Hoffentlich gibt es bald mal wieder einen richtigen Supermarkt, um die Essensbestände zu akzeptablen Preisen aufzufüllen. Die Wäsche ist nun zum Glück wieder sauber. Und morgen ist Montag und der Urlaub vorbei!

2 Kommentare:

Saschi hat gesagt…

Recht so! Sach ma, du könntest nicht vielleicht mal etwas konkretere geographische Angaben machen, so dass man dich auf Google Earth orten kann oder so? Und: wie viel Bier darf man in deiner Gegenwart trinken? (Solange man sich benimmt)

Saschi hat gesagt…

Sach ma , was hast du den statt nem Auspuff an deinem Auto :-)))